Standort-Bestimmung

Am Sonntag, den 23. April 2023, fanden sich die Gemeinden Rothenkirchen (Bezirk Zwickau) und Auerbach (Bezirk Plauen) im Kirchengebäude in Auerbach zusammen, um Gottesdienst zu erleben und anschließend zu brunchen. Dieses Zusammensein war eine Art „Nachbereitung“ der musikalischen Andacht am 18. März 2023.

Bezirksältester Stefan Standke leitete den Gottesdienst, dem das Bibelwort 1. Timotheus 1,15 zugrunde lag:

„Das ist gewisslich wahr und teuer wertes Wort: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.“

Mit den Worten, dass heute hier in Auerbach alles verdoppelt ist, begann der Bezirksälteste den Gottesdienst. Ja, zwei Gemeinden hatten sich versammelt. Zwei Vorsteher, zahlreiche Amtsträger aus beiden Gemeinden und ein stimmgewaltiger Chor – bestehend aus Chorsängern beider Gemeinden - waren vor Ort. Die Chemie stimmt zwischen Rothenkirchen und Auerbach. Das bestätigte auch Bezirksältester Standke. Er verspüre die besondere, herzliche Atmosphäre und er wünsche sich, dass der Gottesdienst ein Gemeinschaftswerk sein möge und nicht das Produkt eines Einzelnen.

Standortbestimmung – Wer bist du und wer willst du sein?

In Bezug auf das verlesene Bibelwort erklärte der Bezirksälteste, dass Paulus hier sein persönliches Erleben mit Christus beschreibt. Wir erfuhren, dass Paulus zu seinem jüdischen Vornamen Saulus von seinen Eltern den römischen Namen Paulus erhalten hatte. Er besaß das römische Bürgerrecht, was darauf hindeutet, dass seine Familie zur örtlichen Oberschicht gehörte. Streng gläubig erzogen und vielseitig (aus)gebildet sah er sich im Recht als Christenverfolger. Doch sein fanatischer Eifer wurde jäh gestoppt als ihm Jesus leibhaftig erschien. Das war für ihn eine einschneidende Begegnung, die den Wendepunkt in seinem Leben darstellt: Seinem anfänglichen Irrglauben folgte die Bekehrung durch Jesus. Zudem erhielt er vom Herrn seinen ersten Auftrag.
Doch zunächst zog Paulus sich aufgrund seines inneren Aufruhrs und seiner vorübergehenden Erblindung in die Einsamkeit zurück, aß und trank mehrere Tage nichts. In dieser Zeit kam er zur Ruhe und analysierte seinen derzeitigen Standpunkt im Leben. Als Folge dessen drehte er sich um 180 Grad und wurde vom Verfolger zu einem mitreißenden Eiferer für das Werk des Herrn. Und wie großartig Jesus ist, zeigt sich darin, dass Paulus‘ Verfehlung nicht dazu führte, dass er von Jesus abgelehnt und verworfen wurde. Vielmehr gab Christus Hinweise, was als nächstes zu tun sei. Letztlich konnte Paulus aufgrund eigener Erfahrungen überzeugend missionieren.

Was lernen wir daraus?

Es ist wichtig, dass wir von Zeit zu Zeit unseren Standort bestimmen, unser Handeln hinterfragen. Wer bist du? Wer willst du sein? Dazu bedarf es jedoch der Ruhe und Abgeschiedenheit - raus aus dem Alltag und dem Gedankenkarussell. Haben wir uns ehrlich die Frage beantwortet „Wer bist du?“, dann sehen wir sicherlich auch, was verbesserungswürdig ist. Wie tröstlich, zu wissen, dass wir dennoch unter der Gnade Gottes bleiben, sofern wir es wollen. Und es gibt keinen größeren Beweis für Jesu‘ Liebe, als den, dass er uns vorab sein Vertrauen schenkt, indem wir von ihm Aufträge bekommen und so in Gottes Werk mittun können.

Unsere Devise möge sein: Treu bleiben, den Missionsauftrag ausführen und Glauben bewahren.


Evangelist Michael Schmidt, Vorsteher der Gemeinde Rothenkirchen, unterstrich in seinem Mitdienen, welche Außenwirkung wir als Person und als Christ haben. Oft sind wir uns dessen nicht bewusst. Um so bedeutender, wenn die schonungslose Standortbestimmung zu gravierenden, dauerhaften Veränderungen führt. Bereits eine komplette Ernährungsumstellung bedeute zumeist Verzicht und Umdenken, so Evangelist Schmidt. Wie viel Kraft und Überwindung kostet eine geistige Neuorientierung? Oft steht das WARUM im Raum wie ein hoher, scheinbar unüberwindbarer Berg. Doch wir haben die Erfahrung gesammelt, dass wir nie allein sind: Wir haben die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten und die tägliche Begleitung durch  unseren himmlischen Vater.

Die mit Tränen säen - Nachhall der musikalischen Andacht

Hirte Uwe Herrmann, Vorsteher der Gemeinde Auerbach, nahm in seinem Predigtbeitrag Bezug darauf, dass Wendungen im Leben oft mit Tränen verbunden sind. Unsere gemeinsam gestaltete Andacht im Rahmen der Andachtsreihe „Gott schenkt“ hatte dies zum Thema. Und auch in den letzten Tagen ereilten beide Gemeinden Trauerbotschaften. Wie oft haben wir Tränen geweint aufgrund von Trauer, Schmerz, Not, scheinbarer Ausweglosigkeit u.v.m.. Doch Gott schenkt uns Geborgenheit und Liebe – zu seiner Zeit. Es ist sein Angebot an uns. Wir entscheiden, ob wir es annehmen. Die Erfahrung lehrt uns, dass mit Gottes Hilfe Tränen des Leide(n)s sich verwandeln in Tränen der Freude.

Fazit:

„Wer bin ich und wer will ich sein?“ führt zum „Warum will ich mich ändern?“ Wer bei der Standort-Analyse ungeschminkt der Wahrheit ins Auge blickt, weiß, dass er Fehler gemacht hat. Dann folgt die Frage „Will ich mich überhaupt ändern?“ Wird dann eine Veränderung in Gang gesetzt, kann dies mehr oder weniger schmerzhaft sein. Doch wer sich tatsächlich ändern/bessern will, der wird diesen Wandlungsprozess starten und konsequent fortführen. Und wer das aus Liebe (zum Herrn) und aus tiefgehender Überzeugung tut, dem fällt es leicht(er).

Seien wir ehrlich zu uns und unserem Nächsten. Helfen wir mit, unsere Gemeinschaft zu stärken, zu verbessern – an dem Platz, wo uns Gott hingestellt hat, und mit dem Auftrag, den er uns gegeben hat.

 

Beim anschließenden Brunch wurde die Verbundenheit beider Gemeinden weiter vertieft. Zahlreiche, anregende Gespräche und sich an-gemeinsame-Erlebnisse-erinnern stand neben leckeren Speisen und Getränken im Fokus. Eine Fortsetzung solcher gemeinsamen Aktivitäten folgt, dessen waren wir uns bei der Verabschiedung einig.